Geduld in Afrika
Es gibt viele Möglichkeiten einen Container mit humanitären Hilfsgütern nach Afrika einzuführen, aber es ist gar nicht leicht den einfachsten, sichersten und schnellsten Weg zu finden. Hier ist ein kleiner Überblick in die Arbeit, die in so einem Container steckt.
Zunächst verbrachten wir mehrere Monate in Deutschland damit, Hilfsgüter einzusammeln und finanzielle Unterstützung und Sponsoren für dieses Projekt zu finden. Ganz herzlichen Dank für all Eure Hilfe dabei, ob klein oder groß – jedes bisschen geht hier einen weiten Weg! Vielen Dank auch an alle, die ihre Sachen zu unseren Zwischenlagern brachten, und besonders an unsere treuen Helfer in Rosenheim und Herrenberg für den Transport zu unserem Lager bei Erfurt. Dort waren Daniela und Lisa eine unentbehrliche Hilfe beim Sortieren und Verpacken der buchstäblichen Tonnen von Bananenkisten. Als wir endlich die Ladeliste soweit fertig hatten, kehrte ich nach Douala zurück. Lisa wollte diesmal mitkommen, zum ersten Mal in Afrika. Ihre Schule macht sie weiter per Fernkurs aus Deutschland.
Als nächstes ging es darum, Kontakt mit der neuen Sozialministerin, die inzwischen die vorherige ablöste, in der Hauptstadt Yaounde aufzunehmen. Solche Postenwechel können hier schnell auftreten, und es kann lange dauern, bis so ein Treffen zustande kommt. Als Lenka und ich endlich die neue Ministerin treffen konnten, waren wir sehr dankbar für Ihre Hilfe, denn ohne eine örtliche Organisation oder Kontaktperson wie sie kann man in Afrika nichts zollfrei einführen.
Im Moment läuft gerade unser Antrag beim Finanzministerium für die dringend benötigte Zollfreiheit, bevor wir den Container überhaupt abschicken können. Dieser Schritt ist von großer Bedeutung, denn wer hier nicht gut vorbereitet ist, endet vielleicht mit dem gleichen Schicksal wie die 11 Container mit humanitären Hilfsgütern, die gerade hier vom Zoll versteigert wurden. Wenn die Papiere nicht vorher geklärt sind, kommen während der Zollverhandlungen täglich hohe Lagergebühren im Hafen auf, die dann oftmals am Ende nicht mehr bezahlt werden können. So sind schon viele Hilfsgüter nicht an die richtige Adresse gelangt. Wenn man an die falsche Person gerät oder die Nerven verliert, kann das Ganze schief laufen, viel (Schmier-) Geld kosten oder sich monatelang hinziehen.
Um das zu verhindern, braucht man viel Geduld, Gebet und Zeit. Das Zeitverhältnis in Afrika kann man nicht mit dem in Europa vergleichen. Es ist wie der Witz: “Als Gott die Welt erschuf, gab Er dem Europäer die Uhr und dem Afrikaner die Zeit.” Jetzt geht es darum einen geeigneten, sicheren Lagerplatz zu finden und festzulegen, wo die Hilfsgüter am nötigsten gebraucht werden. Das ist ein Kunststück für sich und kostet auch Zeit. Denn selbst wenn der Container 12 Meter lang ist, die Not ist um so viel größer. Deshalb konzentrieren wir uns auf die dringendsten Notfälle, wie z.B. Behinderte, alte Leute, Leprakranke, Waisenkinder usw.
Wir sind sehr dankbar für Eure weitere Unterstützung, ohne die wir dies alles nicht in die Tat umsetzen können, und für Eure Gebete für den Transport, die Zollfreiheit und anschließende Verteilung. Außer der humanitären Hilfe leisten wir auch weiter geistige Stärkung und Inspiration für die vielen Menschen, die hier so offen und dankbar dafür sind. Zurzeit bereiten wir gerade Weihnachtsprogramme für Waisenkinder in verschiedenen Heimen in Douala vor und hatten schon ein tolles Treffen mit den Studenten von der Universität Douala.