120 Kinder gehen in unsere Schule
Als das Fundament für das Schulgebäude stand, kam ein Tiefpunkt: die Nachricht, dass die Farm wegen all ihren Schwierigkeiten geschlossen wurde. Es sah aus, als ob wir mit unserem Projekt nicht mehr weiterkommen würden, da dort alles abgebaut wurde. Es gab keinen Strom mehr, kein Wasser, kein Internet, kein Bett, Tisch, Stuhl usw. Wir standen alleine da im Busch und suchten nach Lösungen. Gott sei Dank für die wunderbare und unerwartete Unterstützung von Freunden, was uns den Mut gab auch ohne die Farm weiterzumachen.
Jean, der ehemalige Leiter der Farm, war bereit, für die Hälfte seines bisherigen Lohnes für uns zu arbeiten, da er weiß, dass wir vollzeitig als Freiwillige arbeiten und Unterstützung für alles selbst finden müssen. Als nächstes trafen wir Philippe wieder, den Manager einer großen Firma in Tshikapa, der uns alles, was wir in Kinshasa gelagert hatten, nach Mushapo transportierte – über tausend km auf unwegsamen Straßen und teilweise per Boot auf den „Kongo“ und „Kasai“ Flüssen. Seine Firma hilft uns auch mit Transport zwischen Tshikapa und Mushapo und auf verschiedene andere Art, was unsere Arbeit erheblich erleichtert. Für den Transport vor Ort haben wir zwei typisch kongolesische „pousse pousse“ (Zugkarren) besorgt, da es dort keine Fahrzeuge mehr gibt. Als ein anderer Freund hörte, dass wir keinen Strom hatten, kaufte er uns einen neuen Generator für das Nötigste.
Da unser Schulgebäude wegen der Schließung der Farm auf sich warten musste, fragten wir die Eigentümer, ob wir während der Bauphase die dortigen leeren Gebäude benutzen könnten. Sie stimmten zu und stellen uns obendrein ihr Ackerland zum Anbau zur Verfügung. Das war auch für sie bedeutend, damit das Land nicht verkommt und wieder zur Wildnis zurückkehrt. Wir nahmen das Angebot gerne an, da es noch lange dauern wird, bis wir auf unserem eigenen Grundstück anbauen können.
Wolfgang, Jos und Jean arbeiteten an all diesen Vorbereitungen in Kinshasa und besorgten Samen, Sämlinge und Lebensmittel für die nächsten Monate in Mushapo. Dann kam Manuela aus Deutschland und half mit, und Blandine, eine Krankenschwester und Sonntagsschullehrerin von Kinshasa, bot an uns auch in Mushapo zu helfen. Sobald das erste Team auf der Farm ankam, richteten sie sich schnell ein, bauten zwei der großen Farmhäuser in vier Klassenzimmer um und starteten den Schulunterricht, wofür wir, die Kinder, die Häuptlinge und das ganze Dorf sehr dankbar sind. Wir haben Bernard als Schuldirektor und drei weitere Lehrer im Nachbardorf gefunden.
Je länger wir in Mushapo arbeiten, desto mehr erkennen wir, wie schwierig es ist, den gleichen Patenkindern auf längere Zeit eine anhaltende Schulausbildung zu geben. Der Grund liegt darin, dass viele Menschen in dieser Gegend wie Nomaden leben. Es gibt dort Diamanten, allerdings nicht sehr viele, und was gefunden wird, reicht nicht zum Lebensunterhalt. Es wäre besser, wenn die Einheimischen sich niederlassen würden, um Felder anzubauen und Kleinvieh zu züchten. Da aber viele auf den großen „Fund“ hoffen, suchen sie lieber nach Diamanten und Edelmetallen und wenn sie hören, dass in einer anderen Gegend mehr gefunden wird, ziehen sie dorthin. Ihre Lehmhütten halten sowieso nicht lange, und das bisschen, was sie besitzen, wird einfach mitgenommen.
Die Kinder werden oft als Arbeitskraft angesehen, zum Graben, Wasser holen, Essen zubereiten oder als Kindermädchen. Nach UN Statistiken werden in Katanga, wo es viele Bodenschätze gibt, ein Drittel der Kinder zur Kinderarbeit in den Minen und Steinbrüchen benutzt. Das bereitet große Schwierigkeiten für einen dauerhaften, sinnvollen Schulunterricht und unser Patenschaftsprogramm. Wir werden unser Bestes tun, die Menschen zum Umdenken zu bewegen, aber es wird nicht einfach sein sie dazu zu bringen, an die Zukunft ihrer Kinder und an "Morgen"zu denken. Wir sind jedenfalls dankbar, dass der Schulbetrieb und das Landwirtschaftsprojekt begonnen haben und auch der Bau unserer eigenen Schule fortfahren kann.